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Animus und Anima

Animus und Anima sind Begriffe aus der Analytischen Psychologie von Carl Gustav Jung. Es handelt sich hierbei um zwei der wichtigsten[1] Archetypen, also im kollektiven Unbewussten angelegte, von individueller Erfahrung unabhängige unanschauliche Strukturen der Möglichkeiten menschlicher Imagination und Emotionalität. Anima und Animus zeigen sich in Stimmungen und Launen, Begeisterung und Verliebtheit, in Träumen und Mythen. Die (inneren oder äußeren) Bilder von Anima und Animus beim individuellen Menschen können plakativ als „Personifikationen einer weiblichen Natur im Unbewussten des Mannes und einer männlichen Natur im Unbewussten der Frau“ bezeichnet werden.[2] Jung betonte, dass Animus und Anima wie alle Archetypen „von sich aus günstige und ungünstige, helle und dunkle, gute und böse Wirkungen entfalten“.[3]

Wortherkunft: Die Begriffe sind lateinisch, im Wesentlichen bedeuten beide ‚Seele/Geist‘, jeweils grammatisch männlich (animus) oder weiblich (anima). Im Lateinischen hat animus je nach Zusammenhang viele verschiedene Bedeutungen: so u. a. Seele oder Geist (im Gegensatz zum Körper), Gedächtnis; verschiedene emotionale Zustände wie Entschlossenheit, Mut und Übermut, Selbstvertrauen und Trotz, seelisches Begehren, Wunsch, Lust, Leidenschaft und Zorn; Stimmung und Gesinnung. Anima dagegen wird übersetzt mit Luft als Element bzw. Lufthauch, Wind, Atem; Seele (auch im Sinne eines ‚Geists‘), Geist; beseeltes Wesen, Leben. Die im Wortfeld von Anima erkennbare Verbindung von ‚Luft‘ und ‚Geist‘ ist dieselbe wie beim hebräischen Ruach (Luft, Atem, Geist) und beim griechischen Pneuma (Luft, Atem, Geist), oder dem indischen Prana bzw. dem indischen Akasha, vgl. auch Atemseele; im Deutschen entspricht dem etwa das Wort ‚Lebensodem‘.

Seele: Die Bereiche von Anima und Animus wurden von Jung als Teile der Seele verstanden. Seele im Sinne Jungs bedeutet die innere, unbewusste Persönlichkeit, einen „abgegrenzten Funktionskomplex“, während er unter Psyche die „Gesamtheit aller psychischen Vorgänge, der bewussten sowohl wie der unbewussten“, verstand.[4]

Geschlechtlichkeit: Das Unbewusste verhalte sich gewöhnlich komplementär zum Bewusstsein und dieser „Komplementaritätscharakter der Seele betrifft auch den Geschlechtscharakter“, woher die Gegengeschlechtlichkeit von Anima und Animus beim Einzelnen herrühre.[5] Dieser gewisse Ausgleich des Männlichen durch das Weibliche und (andersherum) in der Seele bedeuteten auch, dass „der Mensch seit undenklichen Zeiten in seinen Mythen immer die Idee der Koexistenz eines Männlichen und Weiblichen in demselben Körper ausgedrückt hat“, sodass, wie im Bild vom hermaphroditischen Gott, im Menschen immer auch das andere Geschlecht gegenwärtig sei.[6]

  1. C.G. Jung, GW 9/2: 13: „Unter den Archetypen sind diejenigen empirisch am deutlichsten charakterisiert, welche am häufigsten und intensivsten das Ich beeinflussen respektive stören. Es sind dies der Schatten, Anima und Animus.“
  2. Aniela Jaffé: Glossar zu: Erinnerungen, Träume, Gedanken von C. G. Jung. Aufgezeichnet und herausgegeben von Aniela Jaffé. Rascher, Zürich/Stuttgart 1962. Sonderausgabe von 1982: S. 408 f.
  3. C.G. Jung, GW 9/2: 423.
  4. C.G. Jung: Definitionen. In: Gesammelte Werke. Walter-Verlag, Düsseldorf 1995, Paperback, Sonderausgabe, GW 6: Zit. § 799, Weiteres 799-813.
  5. C.G. Jung, GW 6: §807.
  6. C.G. Jung, GW 11: § 47.

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